Anno Weihs
Topographie
TOPOGRAPHIE bildet das konzeptionelle Gegenstück zu den analogen Verfahren, die ich in anderen Serien verwende. Anstelle einer Kamera oder lichtempfindlichem Papier verwende ich hier einen mobilen Scanner, um Oberflächen und Strukturen abzutasten.
Einem Sateliten gleich, der die Oberfläche eines fremden Planeten scannt
und die Daten dem stauenden Betrachter übermittelt.
Ist es sonst gegeben, dass Fotopapier oder Kamera im Moment der Aufnahme möglichst ruhen, so verwehre ich mich mit mein Topographien diesem Grundsatz auf radikale Weise.
Nicht aus dem Abwarten, dem Stillhalten entsteht das Abbild, sondern aus der fließenden Bewegung. Einer Choreographie gleich bewege ich den Scanner über die ausgewählten Flächen. Über Beton, Asphalt und Pflanzen. Über Wände, Böden und Stämme- stets im direkten Kontakt mit deren Oberflächen.
Dabei kommt es immer wieder zu kleineren Fehlern, wenn Steine oder Unebenheiten meinen Bewegungsablauf für einen kurzen Augenblick unterbrechen oder verlangsamen. Dann enstehen digitale Artefakte und Abstraktionen, die sich erst bei späterer Betrachtung offenbaren, aber sich schon im Vorhinein erahnen lassen.
Ähnlich wie bei den Kontaktkopien aus den Anfangszeiten der Fotografie im 19. Jahrhundert entsteht das Abbild so durch direkten Kontakt. Der hölzerne Wechselrahmen wurde gegen einen Scanner ausgetauscht. Das Bild entsteht vor Ort und unmittelbar.
Mit allen Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten, die die Situation ausmachen.
Es ist ein Experimentieren mit Licht und Schatten, bei dem nicht nur Farben und Formen sondern auch Texturen auf einzigartige Weise Einfluss nehmen, und das Werk in seiner Gesamtwirkung ausmachen.
Auch wenn das Digitalisat im finalen Schritt zu Papier gebracht wird, weicht es von dem was wir üblicherweise unter Fotografie verstehen, ab. Von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern Länge reicht das Format.
Somit ist es mal mehr ein Fragment, mal mehr ein Objekt, das es zu betrachten gibt.